Donnerstag, 31. Oktober 2013

Lachkrampf


ICH HABE HEUTE VIEL, SEHR VIEL GELACHT.


Worüber?
Darüber!
Wirklich?
Wirklich.
Warum?
Darum!


Das Lachen wird ... durch gewisse Gefühlseindrücke (wie beispielsweise beim Kitzeln) hervorgerufen und dient als Mittel zum Ausgleich des durch jene Eindrücke verursachten Reizes. Die Reflexbewegung des Lachens kann leicht zu einer Art von Krampf ausarten, dem Lachkrampf. ... Aus sozialpsychologischer Sicht ist exzessives Lachen geradezu ein Sieg des Körpers über die Macht des dominierenden Verstandes. (Wiki)



Der Talkshow-Moderator einer Sendung des holländischen Fernsehens zum Thema "Medizinische Behandlungsfehler" verfällt, in Reaktion auf die ungewöhnlich hohe Stimme eines seiner Talkgäste, infolge eines eben solchen ärztlichen Versagens, in einen immer schwerer beherrschbaren Lachkrampf, ein Zuschauer wird befragt und antwortet im sonoren Bass, der Moderator gibt sich endgültig dem Lachen hin, die Gäste verlassen brüskiert das Studio.

http://www.youtube.com/watch?v=aQa3R3wczAU

Seit sechs Wochen graben wir uns durch die wiedererkennbaren und darum umso grässlicheren Kämpfe der englischen Herrscher in Shakespeares Königsdramen - heute Heinrich V. - ein König entwickelt Krieg zur perfekten Ganztagsbeschäftigung seiner Bürger. 
Der Text bietet manipulative Geschichtsverfälschung, kalten Zynismus, Terrordrohungen, Beschreibungen von Vergewaltigung und Brandschatzung, Kriegspoesie, Dinge, die gemeinhin eher nicht zu den besonders lustigen gerechnet werden. Und was tun wir? Wir arbeiten, schwitzen, denken, probieren aus und brechen zwischendurch und hinterdrein immer wieder in nicht wirklich begründbare Lachorgien aus. Es wird in einem fort gemordet und gestorben, Städte werden in Schutt und Asche zerlegt, halb Frankreich verblutet auf dem Schlachtfeld vor Agincourt und wir kichern, gurgeln, hicksen, glucksen, prusten, lachen, ja brüllen vor lachen. Totgelacht hat sich, Gott sei Dank, noch keiner, nicht mal kaputtgelacht, obwohl ein Gesicht und auch ein Bauch schon arg schmerzen können, bei einer Lachattacke - einem Lachenangriff. 
Herrlich meschugge und ein wenig Hysterie war auch dabei - Shakespeare-Mord-Tod-Wut Überdosis?

  Jack Nicholson lacht in Kubricks "Shining"
 
ALBERN: Das althochdeutsche alawari („freundlich“) verwandelte sich im Mittelhochdeutschen ins Negative: alwære bedeutete „einfältig“.

Der Frankfurter Dichter Robert Gernhardt und die Tübinger Hirnforscherin Barbara Wild über Komik, Karneval und den Sinn des Lachens
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46046468.html

Kann man sich wirklich totlachen?
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/1000-fragen-kann-man-sich-wirklich-totlachen-a-599167.html

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Der Fuchs


Bauernregel: 
 Wenn im Oktober die Füchse bellen, rufen sie Schnee herbei.
Wenn im Oktober die Füchse bellen, rufen sie Schnee herbei<br /><br /> Dieser Text stammt aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon<br /> von der Webseite <a href='http://www.heiligenlexikon.de/Kalender/Monat_Oktober.html'>http://www.heiligenlexikon.de/Kalender/Monat_Oktober.html</a>
Wenn im Oktober die Füchse bellen, rufen sie Schnee herbei<br /><br /> Dieser Text stammt aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon<br /> von der Webseite <a href='http://www.heiligenlexikon.de/Kalender/Monat_Oktober.html'>http://www.heiligenlexikon.de/Kalender/Monat_Oktober.html</a>


 
 Der Fuchs und der Holzhacker

Ein vor Jägern fliehender Fuchs fand, nachdem er lange in der Wildnis 
herumgelaufen war, endlich einen Holzhacker und bat denselben inständig, 
ihn doch bei sich zu verbergen. Dieser zeigte ihm seine Hütte, worauf der Fuchs 
hineinging und sich in einem Winkel versteckte. Als die Jäger kamen und sich bei 
dem Manne erkundigten, so versicherte dieser zwar durch Worte, er wisse nichts, 
deutete aber mit der Hand nach dem Orte hin, wo der Fuchs versteckt war. 
Allein die Jäger hatten nicht darauf geachtet und entfernten sich sogleich wieder. 
Wie nun der Fuchs sie fortgehen sah, ging er wieder heraus, ohne etwas zu sagen; 
und als der Holzhacker ihm Vorwürfe machte, daß er ihm, durch den er doch gerettet worden sei, keinen Dank bezeuge, drehte sich der Fuchs nochmals um und sprach: 
»Ich wüßte dir gerne Dank, wenn die Werke deiner Hand und deine Gesinnung 
mit deinen Reden im Einklange ständen.«
 
Aesop



FUCHSTEUFELSWILD

Im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm heißt es zu dem Adjektiv:  
so aufgebracht, als wenn man ganz des teufels wäre, im höchsten grade 
 aufgebracht: da wurd dir nun das männchen fuchsteufelswild. 
FR. MÜLLER 1, 233. der ausdruck ist demnach stärker als fuchswild. 
tirolisch, bei SCHÖPF 157; kärnt. fuchstoiflwilde. LEXER 104; zu 
Iglau fuxtaiflswild. FROMMANN mundarten 5, 469. Das Adjektiv fuchswild 
ist schon im 16. Jahrhundert belegt (unter anderem bei Hans Sachs). 
Auf eine Erklärung verzichtete das Wörterbuch. R. Becker dachte an einen 
Zusammenhang von fuchsen mit dem alten Wort ficken. d.h. kurz und rasch 
hin und her fahren, zuschlagen, peitschen.


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im Oktober


die Farbe platzt ab von den Augen
während der Tag überm Dach den Wind
antreibt und Geruch nach Weihrauch
aus einem Gebüsch steigt Bussardrufe
unablässig tönen und Flugzeuge aller Arten
Passanten sind hier überall promenieren
wie in der Stadt Hunde voran und
leichtes Schuhwerk an den Füßen
während die Landschaft sich vernutzt
unter den täglichen Blicken
werden die Farben von Tag zu Tag
kühner platzen ab von den Augen

Katharina Hacker

Katharina Hacker (* 11. Januar 1967 in Frankfurt am Main) ist eine deutsche 
Schriftstellerin. Ihr Schaffen umfasst erzählende und essayistische Prosa 
sowie Übersetzungen aus dem Hebräischen. (Wiki)


Sonntag, 27. Oktober 2013

BERLIN - WIEN eine wunderbare Ausstellung in der Berlinischen Galerie


BITTE HINGEHEN & ANGUCKEN & FREUEN!


Franz Lerch, Mädchen mit Hut, 1929

Hingehen. Unbedingt hingehen. Bitte, bitte hingehen. Auf jeden Fall hingehen. 
Unter allen Umständen hingehen. Sonst verpasst ihr etwas sehr Schönes! Das wär doch blöd, oder? Also, hingehen!

Egon Schiele, Nackte mit kariertem Pantoffel, 1917

Wien Berlin
Kunst zweier Metropolen

Von Schiele bis Grosz

 Rudolf Wacker, Zwei Köpfe, 1932

Künstler (Auswahl)
Hans Baluschek, Max Beckmann, Otto Dix, George Grosz, Carry Hauser, Raoul Hausmann, Hannah Höch, Ernst-Ludwig Kirchner, Erika Giovanna Klien, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Broncia Koller-Pinell, Max Liebermann, Jeanne Mammen, Ludwig Meidner, Koloman Moser, Max Oppenheimer, Emil Orlik, Christian Schad, Egon Schiele, Max Slevogt.

 Ernst Ludwig Kirchner, Frauen auf der Straße, 1915

Die DDR und der Atomschlag - Irrsinn selbst erlebt


Ungenaue Erinnerungen:
Das Jahr ist 1976, ich bin Schülerin der 11. Klasse am Grauen Kloster oder, wie sie  offiziell genannt wird, der Zweiten Erweiterten Oberschule in Berlin Mitte am Hausvogteiplatz. Jeden Morgen führt mich mein Schulweg am Französischen Dom vorbei, an dem ein einsamer Steinmetz Restaurationsarbeiten durchführt, ich habe nie mehr als diesen einen Mann gesehen.
Ein neues Lehrfach wird eingeführt: der Wehrkundeunterricht. In meiner Erinnerung lautete der erste Satz des Lehrbuchs: "Der Feindesangriff kann Dich in der Schule, beim Sport oder in der Freizeit treffen." 
Wir marschieren im unregelmäßigen Gleichschritt durch die eckigen Umgänge unsereres Schulgebäudes, das einstmals ein Gefängnis oder Krankenhaus gewesen sein muß. Für den Fall eines atomaren Angriffes wird uns dringend geraten, unsere Kleidung in übermangansaures Kali (Kaliumpermanganat) zu tauchen, um sie strahlenabweisend zu machen. Das Wort Kaliumpermanganat, ein rotes kristallines Pulver für Sitzbäder bei Blasenentzündungen, ist ein fester Bestandteil meiner Erinnerungen, und wird sie wahrscheinlich erst im Endstadium einer möglichen Alzheimererkrankung verlassen. Die Plastikhülle des Personalausweises der DDR könnte zur Herstellung einer Schutzbrille dienen und für den atomaren Schutzkeller muß unbedingt ein Eimer mit Deckel (!) angeschafft werden, der dann als Latrine dienen soll. 
Ein ungewöhnlich heißer Sommer in Biesenthal, wir fahren für zehn Tage ins GST-Lager. Die GST ist die Gesellschaft für Sport und Technik, ein verlogener, idiotischer Titel für eine paramilitärische Organisation von Laien und Volltrotteln. 30 Siebzehnjährige marschieren durch brandenburgische Kiefernwälder, einige der Mädchen in Stöckelschuhen. Beim "Anprobieren" eines monströsen Atomschutzanzuges werden zwei Teilnehmer ohnmächtig. Beim regnerischen Nachtmarsch liegt unser magerer FDJ-Sekretär im Gebüsch und schießt mit feucht gewordenen Knallplätzchen, die nur noch ein müdes Pffft! von sich geben, auf uns, um zu prüfen, ob wir uns auch wirklich, der Anweisung folgend, in Richtung des imaginierten Atomschlages auf den nassen, sandigen Boden werfen. Mein Freund ist GST-Gruppenführer und küßt mich fünf Minuten vor dem gebrüllten "AUFSTEHEN" liebevoll wach. Da ich völlig unfähig bin ein Gewehr zu bedienen, schießt bei der Prüfung zur "Goldenen Fahrkarte" ein Mitschüler für mich, gewinnt den ersten Platz und vom geteilten Preisgeld kaufe ich meinen ersten Staubsauger.
In Berlin-Mitte hängt über mehrere Monate ein Großtransparent an einer Häuserwand mit roten Worten auf schwarzem Grund: "Wir fordern eine Welt ohne Atome!".
Stanislaw Lem hat in einem seiner Bücher bemerkt: " im Fall eines Atomangriffs werde ich mich auf den Boden werfen, mir eine Zeitung auf den Kopf legen und ganz langsam in Richtung des nächsten Friedhofs robben." 



Samstag, 26. Oktober 2013

Kinderkriegswagen



England, 1938 - Ein Kinderwagen, der vor Gasangriffen sicher sein sollte.

Heute ist Sankt Crispians Tag


      St. Crispin und St. Crispian

     "This day is called the feast of Crispian"
 
        Ein heiliges Brüderpaar, Patrone der Schuhmacher, an die sich niemand mehr 
        erinnern würde, wäre da nicht der Mann aus Stratford gewesen.

        Wiki schreibt: Die beiden Söhne einer reichen römischen Familie, Crispin und sein 
        Bruder Crispian kamen nach Soissons in Frankreich, um dort den christlichen 
        Glauben zu verbreiten. Sie arbeiteten als Schuhmacher, wodurch sie genug 
        verdienten, um sich selbst zu versorgen und gleichzeitig für die Armen zu spenden. 
        Kaiser Diokletians Verfolgung der Christen wurde aber auch hier, im Machtbereich 
        seines Mitkaisers Maximian, durchgesetzt. Die Brüder wurden zu Maximian
        gebracht, der mittels Versprechungen und Drohungen versuchte, sie von ihrem 
        Glauben abzubringen, was ihm jedoch nicht gelang. Deshalb lieferte er sie dem 
        Präfekten Rictiovarus aus, der als besonders grausamer Christenverfolger bekannt 
        war. Er ließ ihnen Ahlen unter die Fingernägel stecken, sie mit flüssigem Blei 
        übergießen, sie ins Feuer und in eiskaltes Wasser werfen. Da es nicht gelang, sie
        mit einem Mühlstein beschwert zu ertränken, wurden sie enthauptet.


St. Crispin & Crispinian als barmherzige Schuhmacher & ihr Martyrium
 Berner Nelkenmeister Altarflügel um 1510
  
      Der 25. Oktober 2013 ist der 596. Jahrestag der Schlacht von Agincourt, in der ein
     
englisches Heer die gegnerischen französischen Truppen, trotz deren großer
      zahlenmäßiger Übermacht, vernichtend schlug.
      Der Anlaß? England, genauer Heinrich V., erhob, wie schon sein Urgroßvater    

      Großvater und Vater, Anspruch auf den französischen Thron. Die Schlacht von

      Agincourt ist Teil der hundertjährigen Krieges (1337-1453), der, wie einige
      Forscher behaupten circa 3,5 Millionen Menschenleben kostete und letztendlich
      nur Zerstörung und Tod, und keinem der beiden beteiligten Länder auf längere
      Sicht irgendeinen wirklichen Vorteil brachte.

      Agincourt: Es ist Oktober, Dauerregen, die Landschaft, die bald ein Schlachtfeld sein
      wird, nass, schlammig, kalt. Viele der Soldaten sind geschwächt von Durchfall, den
      sie sich, bei der erst vor kurzem beendeten Belagerung von Harfleur, eingefangen 
      haben. Je nach Quelle liegr das Zahlenverhältnis von englischen und französischen
      Soldaten zwischen 1:11 und 1:3. Auf jeden Fall sieht die Lage nicht rosig aus.

      Shakespeare läßt seinen König Heinrich V. kurz vor der Schlacht eine Rede an seine 
      Soldaten halten, die ich für eine der großartigsten und schrecklichsten Propaganda-
      reden halte, die je verfasst wurden. Der Bruderbund der Krieger, Gemeinschaft im
      Töten, als Bund fürs Leben, ein Bund der scheinbar soziale Schranken überwindet.
      Wie viele Millionen sind im Gefühl dieser Brüderschaft in den Tod und zum Töten 
      gegangen. Welche Sehnsucht nach Zugehörigkeit, nach Aufgabe der Individualität,
      im Tausch für das Aufgehobensein in einem gemeinsamen Ziel und wenn es denn
      der eigene Tod wäre.


Heinrich V.


Sind wir zum Tod bestimmt, reicht unsre Zahl,
England Verlust zu tun; sind wir's zum Leben:
Je kleinre Schar, so größre Ehre jedem.
...
Der Tag heut ist der Festtag des Krispianus.
Wer den Tag überlebt und sicher heimkehrt,
Wird sich hochrecken, wenn der Tag genannt wird,
Und aufstehn, wenn der Name Krispian fällt.
Wer diesen Tag erlebt und lebt ins Alter,
Wird jährlich sich am Vortag Gäste laden
Und sagen »Morgen ist Sankt Krispian«.
Wird's Hemd aufknöpfen, seine Narben zeigen
Und sagen: »Die bekam ich an Sankt Krispian«.
Ein alter Mann vergißt; jedoch vergäß er alles,
An eins wird er sich ausgemalt erinnern:
Was er den Tag für Taten tat. Unsere Namen,
Die ihm vom Mund dann gehn wie Alltagsworte:
Heinrich der König, Bedford, Exeter,
Warwick und Talbot, Salisbury und Gloucester
Schäumenden Bechers wird man an sie denken.
Die Mär erzählt der Hausvater dem Sohn,
Und nie, von heut an bis ans End der Welt,
Soll Krispin Krispianstag vorbeigehn, wo
Nicht wir an ihm gefeiert stehn, wir Wenigen,
Wir glücklich Wenigen, wir Bruderbund.
Denn der, der heut sein Blut mit mir vergießt,
Der soll mein Bruder sein; wie niedern Stands
Er ist, der Tag heut soll den Rang ihm adeln.
Und Adlige daheim in England heut, im Bett,
Die solln 's als Fluch ansehn, daß sie nicht hier warn,
Und sich als Nichts verstehn, wenn einer spricht,
Der mit uns focht heut am Sankt Krispianstag.


Dienstag, 22. Oktober 2013

Robert Capa - 100 Jahre - Blicke


Robert Capa - geboren vor 100 Jahren am 22. Oktober 1913 in Budapest.

BLICKE


Voll Freude
China. 1938. Kinder spielen im Schnee währenddes Chinesisch-Japanischen Krieges. 
© Magnum Photos.

 In Erwartung
Tour de France 1939
© Magnum Photos.

In Sorge
Menge während eines Luftangriff-Alarms, Bilbao, Spanien, Mai, 1937

Neues aus Putinland


Wenn diese Nachrichtenbeiträge stimmen, wird es dem russischen Geheimdienst ab 2014, rechtlich abgesichert, erlaubt sein, den gesamten digitalen Nachrichtenverkehr der Bürger Russlands nach Belieben zu lesen und und zu seinen Zwecken auszuwerten. 
Legal heißt in diesem Fall, unter dem Schutz der russischen Gesetze

http://de.ria.ru/zeitungen/20131021/267118993.html

http://www.dw.de/totale-kontrolle-f%C3%BCr-russlands-geheimdienst/a-17172078

http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/russischer-geheimdienst-will-internet-kommunikation-speichern-a-929033.html

http://www.deutsch-russische-nachrichten.de/2013/10/21/kremherr-putin-jetzt-kommt-die-totale-digitale-uberwachung/


Der junge Wladimir Putin in KGB-Uniform

Wiki schreibt: Putin absolvierte zunächst ein Jura-Studium an der Universität Leningrad. Von 1975 bis 1982 war er KGB-Offizier in der ersten Hauptabteilung (Auslandsspionage). Zu seinen frühen KGB-Pflichten zählte auch das Unterdrücken von Dissidenten-Tätigkeiten in seiner Heimatstadt. 1984 bis 1985 besuchte er die KGB-Hochschule in Moskau. Putin war ab 1985 in der DDR, hauptsächlich in Dresden, in nachgeordneter Funktion tätig, wo er seine Deutschkenntnisse vertiefte. Er avancierte vom Rang eines Hauptmanns zum Major. 1989 hatte Putin den Dienstgrad eines Oberstleutnants, was auf eine Dienststellung als stellvertretender Abteilungsleiter in der KGB-Residentur hindeutet. Nach Angaben der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik versuchte er im Jahre 1990, einen Spionagering aus ehemaligen Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit aufzubauen. Da aber die von Putin ausgewählte Zentralfigur schnell zum Verfassungsschutz überlief, flog der Ring auf.



Andrea: Unglücklich das Land, das keine Helden hat.
Galilei: Unglücklich das Land, das Helden nötig hat.


Bertolt Brecht "Das Leben des Galileo Galilei"

Montag, 21. Oktober 2013

Die Bremer Stadtmusikanten



Oskar Herrfurth um 1930

Die Bremer Stadtmusikanten


  Es hatte ein Mann einen Esel, der schon lange Jahre die Säcke unverdrossen zur Mühle 
  getragen hatte, dessen Kräfte aber nun zu Ende gingen, sodass er zur Arbeit immer 
  untauglicher ward. Da dachte der Herr daran, ihn aus dem Futter zu schaffen, aber der 
  Esel merkte, dass kein guter Wind wehte, lief fort und machte sich auf den Weg nach 
  Bremen. Dort, meinte er, könnte er ja Stadtmusikant werden. Als er ein Weilchen 
  fortgegangen war, fand er einen Jagdhund auf dem Wege liegen, der japste wie einer, 
  der sich müde gelaufen hat. Nun, was japst du so?", fragte der Esel. Ach", sagte der 
  Hund, weil ich alt bin und jeden Tag schwächer werde, auch auf der Jagd nicht mehr 
  fort kann, hat mich mein Herr wollen totschlagen, da hab ich Reißaus genommen. Aber 
  womit soll ich nun mein Brot verdienen?" Weißt du was", sprach der Esel, ich gehe nach 
  Bremen und werde dort Stadtmusikant, geh mit und lass dich auch bei der Musik 
  annehmen. Ich spiele die Laute, und du schlägst die Pauken." Der Hund war zufrieden 
  und sie gingen weiter. Es dauerte nicht lange, so saß da eine Katze an dem Weg und 
  machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. Nun, was ist dir in die Quere 
  gekommen, alter Bartputzer?", sprach der Esel. Wer kann da lustig sein, wenn's einem 
  an den Kragen geht", antwortete die Katze, weil ich nun zu Jahren komme, meine
  Zähne stumpf werden und ich lieber hinter dem Ofen sitze als nach Mäusen herumjage, 
  hat mich meine Frau ersäufen wollen. Ich habe mich zwar noch fortgemacht, aber nun 
  ist guter Rat teuer. Wo soll ich hin?" Geh mit uns nach Bremen, du verstehst dich doch 
  auf die Nachtmusik, da kannst du ein Stadtmusikant werden!" 

 Aus dem Bremer Ratskeller. Fresko von Max Slevogt 
Datiert u. Poststempel 1930

                                                                                           Die Katze hielt das für gut 
  und ging mit. Darauf kamen die drei Landesflüchtigen an einem Hof vorbei, da saß auf 
  dem Tor der Haushahn und schrie aus Leibeskräften. Du schreist einem durch Mark und 
  Bein", sprach der Esel, was hast du vor?" Da hab ich gut Wetter prophezeit", sprach der 
  Hahn, weil unserer lieben Frauen Tag ist, wo sie dem Christkindlein die Hemdchen 
  gewaschen hat und sie trocknen will. Aber weil am Sonntag Gäste kommen, so hat die 
  Hausfrau doch kein Erbarmen und hat der Köchin gesagt, sie wollte mich in der Suppe 
  essen und da soll ich mir heute Abend den Kopf abschneiden lassen. Nun schrei ich aus 
  vollem Hals, solang ich noch kann." Ei was, du Rotkopf", sagte der Esel, zieh lieber mit 
  uns fort, wir gehen nach Bremen, etwas besseres als den Tod findest du überall. Du hast 
  eine gute Stimme und wenn wir zusammen musizieren, so wäre dies wohl fantastisch." 
  Der Hahn ließ sich den Vorschlag gefallen und sie gingen alle zusammen fort.

George Cruikshank 1823

  Sie konnten aber die Stadt Bremen in einem Tag nicht erreichen und kamen abends in 
  einen Wald, wo sie übernachten wollten. Der Esel und der Hund legten sich unter einen 
  großen Baum, die Katze und der Hahn machten sich in die Äste, der Hahn aber flog bis 
  in die Spitze, wo er sich sicher fühlte. Ehe er einschlief, sah er sich noch einmal nach 
  allen vier Winden um, da dachte er, er sähe in der Ferne ein Fünkchen brennen und rief 
  seinen Gesellen zu, es müßte nicht gar weit ein Haus sein, denn es scheine ein Licht. 

 Arthur Rackham
Constable & Company Ltd, 1909

  Sprach der Esel: So müssen wir uns aufmachen und noch hingehen, denn hier ist die 
  Herberge schlecht." Der Hund meinte, ein paar Knochen und etwas Fleisch dran täten 
  ihm auch gut. Also machten sie sich auf den Weg nach der Gegend, wo das Licht war 
  und sahen es bald heller schimmern. Es wurde immer größer, bis sie vor ein hell 
  erleuchtetes Räuberhaus kamen. Der Esel näherte sich dem Fenster und schaute hinein. 
  Was siehst du, Grauschimmel?", fragte der Hahn. Was ich sehe?", antwortete der Esel. 
  Einen gedeckten Tisch mit schönem Essen und Trinken und Räuber sitzen daran und 
  lassen es sich wohl sein." Das wäre was für uns", sprach der Hahn. Ja, ja, ach, wären wir 
  da!", sagte der Esel. Da ratschlagten die Tiere, wie sie es anfangen könnten, um die 
  Räuber hinauszujagen, und fanden endlich ein Mittel. Der Esel musste sich mit den 
  Vorderfüßen auf das Fenster stellen, der Hund auf den Rücken des Esels springen, die 
  Katze auf den Hund klettern und endlich flog der Hahn hinauf und setzte sich der Katze 
  auf den Kopf. Wie das geschehen war, fingen sie auf ein Zeichen an, ihre Musik zu 
  machen.Der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute und der Hahn krähte. Dann 
  stürzten sie durch das Fenster in die Stube hinein, dass die Scheiben klirrten. Die
  Räuber fuhren bei dem entsetzlichen Geschrei in die Höhe, meinten, ein Gespenst käme 
  herein und flohen in größter Furcht in den Wald hinaus. Nun setzten sich die vier 
  Gesellen an den Tisch, nahmen mit dem vorlieb, was übriggeblieben war und aßen, als 
  wenn sie vier Wochen hungern sollten. Wie die vier Spielleute fertig waren, löschten sie 
  das Licht aus und suchten sich eine Schlafstätte, jeder nach seiner Natur und 
  Bequemlichkeit. Der Esel legte sich auf den Mist, der Hund hinter die Türe, die Katze 
  auf den Herd bei die warme Asche und der Hahn setzte sich auf den Hahnenbalken. Und 
  weil sie müde waren von ihrem langen Weg, schliefen sie auch bald ein. Als Mitternacht 
  vorbei war und die Räuber sahen, dass kein Licht mehr im Haus brannte, auch alles 
  ruhig schien, sprach der Hauptmann: Wir hätten uns doch nicht sollen ins Bockshorn 
  jagen lassen!" Er hieß einen hingehen und das Haus untersuchen. Der Abgeschickte fand 
  alles still, ging in die Küche, ein Licht anzuzünden und weil er die glühenden, feurigen 
  Augen der Katze für lebendige Kohlen ansah, hielt er ein Schwefelhölzchen daran, dass 
  es Feuer fangen sollte. Aber die Katze ver stand keinen Spaß, sprang ihm ins Gesicht, 
  spie und kratzte. Da erschrak er gewaltig, lief und wollte zur Hintertüre hinaus, aber 
  der Hund, der da lag, sprang auf und biss ihn ins Bein. Als der Räuber über den Hof an 
  dem Mist vorbeirannte, gab ihm der Esel noch einen tüchtigen Schlag mit dem 
  Hinterfuß. Der Hahn aber, der vom Lärmen aus dem Schlaf geweckt und munter 
  geworden war, rief vom Balken herab: Kikeriki!" Da lief der Räuber zu seinem 
  Hauptmann zurück und sprach: Ach, in dem Haus sitzt eine greuliche Hexe, die hat mich 
  angehaucht und mit ihren langen Fingern mir das Gesicht zerkratzt. Vor der Türe steht 
  ein Mann mit einem Messer, der hat mich ins Bein gestochen! Auf dem Hof liegt ein 
  schwarzes Ungeheuer, das hat mit einer Holzkeule auf mich losgeschlagen und oben auf 
  dem Dache, da sitzt der Richter, der rief: 'Bringt mir den Schelm her.' Da machte ich, 
  daß ich fortkam." Von nun an getrauten sich die Räuber nicht weiter in das Haus, den 
  vier Bremer Musikanten gefiel es aber so gut darin, dass sie nicht wieder heraus wollten.

  Aus den Märchen der Gebrüder Grimm

 Bremer Stadtmusikanten in Bremen
 

Sonntag, 20. Oktober 2013

PONS ASINORUM - ESELSBRÜCKE - Das ST


Esel mögen es nicht, nass zu werden, da hat man ihnen kleine Brücken gebaut, um sie trocken und schnell über Flüsse zu bekommen. Eselsbrücken halt.

Meine erste war: Trenne nie st, denn es tut ihm weh.

Also trennte ich Fen-ster / mei-stens / We-ste / Bau-stahl / Guß-stahl / Mu-ster und natürlich Wach-stube.
Für zusammengesetzte Wörter galt das allerdings nicht immer, zum Beispiel, wenn der zweite Wortteil beim Zusammensetzen sein Anfangs-S verloren hatte. Da weiß ich allerdings kein Beispiel. Oder bei Diens-tag. Aber ansonsten war es eine schöne simple Regel. Oder? 
Die Frankfurter Rundschau schieb am 17.3.2008:
Aber warum eigentlich tat es dem "st" beim Trennen weh?
Das ist tatsächlich eine alte Geschichte. In der noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts gebräuchlichen Frakturschrift standen das "s" als langes "s" und das "t" auf einem gemeinsamen Druckblock. Das war so üblich, um einerseits Platz, andererseits Kosten zu sparen, denn Druckblöcke aus Blei waren teuer. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum selbst nach der Reform von 1901 "st" weiterhin nicht getrennt werden durfte. Man wollte die alten Druckblöcke schlicht nicht wegwerfen und durch neue, teure ersetzen.

Seit der letzten Rechtsschreibreform trennen wir nun: Fens-ter / meis-tens / As-trologie / Wes-te und am schöns-ten. Auch gut. Trenne nur st, dem tut nix mehr weh. Und der digitalisierte Druck hat ja auch keine Blei-Druckblöcke mehr.

Fas-
t nicht-
s tut
dem s-
t mehr weh.

Allerdings ist auch die herrlich idiotische ck Trennung auf k-k weggefallen, wie schade. Ich liebe unlogische Regeln. Die für Dreifachkonsonanten war auch schön und ist nun fort. Es war einmal Schiffahrt, aber Pappplakat, weil die Konsonanten nur dreifach bleiben durften, wenn ihnen kein Vokal folgte. Heute ist es einfacher, regelrechter, aber nicht mehr so lustig. Sprache ist so ein dickes lebendiges Ding zwischen Logik, Grammatik, Notwendigkeiten, Individualitäten und historisch  gewachsenen Idiosynkrasien (ein neues Wort - Selbst + Mischung, Zusammenmengung = Eigentümlichkeit) und sie zu sehr ordnen zu wollen, scheint mir wie der Versuch, dem Tiger gerade Streifen zu verordnen. Unkraut stört manche, manches Unkraut ist wunderschön.

Zum Beispiel:

Die Jungfer im Grünen, Gretl in der Stauden, Gretchen im Busch, Venushaarige, Braut in Haaren, Damaszener Schwarzkümmel, Damaszener Kümmel und Garten-Schwarzkümmel.

Der Name Gretl in der Stauden spielt auf eine österreichische Sage an, nach der die reiche Bauerntochter Gretl ihrer Liebe zu dem Keuschlersohn Hans auf Wunsch des Vaters entsagen musste. Nachdem sie sich in Sehnsucht nach einander verzehrten, wurden sie in Blumen verwandelt. Während Gretl zur Jungfer im Grünen wurde, wurde je nach Region aus Hans der Vogelknöterich oder die Gemeine Wegwarte, die beide im Volksmund auch den Namen Hansl am Weg tragen.
Dank an Wikipedia


 Die Gemeine Wegwarte

Zugabe:

Regel 168:
Trennungen, die den Leseablauf stören oder den Wortsinn entstellen, sollte man vermeiden.
Man trennt also nach Möglichkeit
Spar-gelder statt Spargel-der
be-inhalten statt bein-halten
An-alphabet statt Anal-phabet